Warum die Fickt-euch-Allee keine Alternative zum blöden Huckelweg der Realität ist

Und während ich so durch das Konglomerat unserer Gesellschaft stolpere, in vorkonstruierten Lebensabläufen den schönsten Kanal zu wählen versuche, obgleich mir ein wild mäandernder Flusslauf viel lieber ist, bemühe ich mich fortlaufend, Zusammenstöße nicht nur zu verhindern, sondern sie auch zu verstehen.

So unglaublich viel Empörendes, Dummes schreit einem täglich ins Gesicht, man ist richtig benommen. Und immer wieder will man Anlauf nehmen, sich verständigen, Horizonte erweitern oder zumindest andere Sichtwinkel aufzeigen, Verständnis stiften oder zumindest Tippelschritte für ein Mit- statt Gegeneinander gehen. Aber so winzig sind die Schritte und so scheinbar mühelos breitet sich endlos fortSCHREItend die dumpfe Hasserfülltheit aus. Schreit dir mit schablonierten Schuldbildern an so vielen Orten durch so viele Münder entgegen.

Ich würde gerne Hände schütteln, statt die Faust zu ballen, lieber die Köpfe zusammen stecken, um gemeinsam an einem schönem, großen Wir zu basteln, anstatt immer wieder den Kopf zu schütteln. Ich würde gerne Hände ergreifen, die sich hilfesuchend ausstrecken, ohne zu fürchten, dass von anderer Seite und Sicht dafür Tritte in den Rücken anstehen. Ich hätte gerne weniger Angst. Weniger Angst vor den Menschen und wozu sie fähig sind – oft brauchen sie dafür ja „noch nicht einmal“ Hass. Ich möchte mutig sein oder wenigstens unerschrocken. Ich möchte unermüdlich sein oder wenigstens Optimistin. Ich möchte naiv und glühend kämpfen für das, was im Guten möglich ist.

Und dann lese ich soviel Ablehnung und Misstrauen in den Gesichtern und so wenig Lust auf ein Miteinander für alle. Und während ich mich wieder frage, warum, kommt mir immer öfter dieser eine, gefährliche, weil gleichgültig machende, Gedanke. Gleichgültigkeit, die gefährlich ist, wie ein Virus der dreckigen Dutzend, weil es viele Menschen infiziert, weil es die Gesellschaft lähmt, sie taub und dumpf macht auf so vielfältige Weise. Gleichgültigkeit, die auch mich in meiner Ohnmacht immer wieder besucht, in Form dieses einen Gedankens: erklärend und abschließend resigniert zugleich. Als scheinbare Antwort auf all die verstörenden Wahrnehmungen menschlich grausamer Taten kommt mir immer wieder dieser Gedanke, Heilung für den Moment versprechend und doch eine Kapitulation auf höchster Stufe: Immer wieder denke ich: Menschen, was lohnt es sich darüber überhaupt noch nachzudenken.!?!

Und dabei braucht es doch Empörung, dass sich hier irgendwas noch bewegt. Denn es ist nicht egal. Es ist verdammt nochmal nicht egal, wenn Scheiß passiert, oder schlimmer: begangen wird. Wenn Kinder in Syrien vergast werden und die Leute hier die Geflüchteten lieber im Mittelmeer ersaufen lassen, als ihnen zu helfen. Es ist nicht egal, dass hier noch so viel Krasses so grausam gleichgültig ist. ES IST NICHT EGAL.

Denn die Empörung darüber zu verlieren. Das scheint mir wie der Anfang vom Ende des Happy Ends.